Mullah Nasrudin – der weise Narr des Orients

Nasrudin und der Messias

Einige religiöse Menschen sagten eines Tages zu Nasrudin:
"Bete den Messias an oder verlaß die Stadt!"

Da entgegnete er:
"Keine Angst, wenn der Messias kommt, werde ich die Stadt verlassen!"

Zuckerverbrauch - »Nasrudin als Friedensrichter«

Als Nasrudin Friedensrichter war, brachte eine Frau
ihren Sohn zu ihm.

"Dieser Junge", sagte sie, "isst zu viel Zucker.
Ich kann es mir nicht leisten, ihm ständig so viel zu geben. Ich bitte Euch deshalb, ihm offiziell zu verbieten, so viel zu essen; mir will er nicht gehorchen."

Nasrudin sagte ihr, sie solle in sieben Tagen wiederkommen.
Als sie wiederkam, verschob er seine Entscheidung um eine weitere Woche.

"Jetzt", sagte er dann zu dem Jungen, "verbiete ich dir,
mehr als soundsoviel Zucker pro Tag zu essen."
Die Frau fragte ihn daraufhin, warum er so lange Zeit gebraucht hatte, um eine so einfache Anordnung treffen zu können.

"Sehen Sie, meine Dame, ich musste erst heraus finden, ob ich selbst meinen Verbrauch an Zucker einschränken kann, bevor ich es jemand anderem befehle."

Der Mullah und die Werbung

Der Mullah hatte eine schwache und magere Kuh.
Eines Tages sagte seine Frau: "Mullah, bring die Kuh auf den Markt und verkaufe sie!"

Er brachte sie zum Viehmarkt, um sie zu verkaufen.
Keiner kaufte sie, bis sich schließlich ein Viehhändler ihrer annahm.

Er pries die Kuh über alle Maßen, besonders hob er hervor, daß sie extrem viel Milch gäbe.

Da verlangte der Mullah seine Kuh zurück und sagte:
"Wenn die Kuh so viel Milch gibt, dann verkaufe ich sie nicht."
Er nahm die Kuh und ging nach Hause zu seiner Frau.

Mullah Nasrudin und die Witwe

Die Frau des Mulla war gestorben, und er heiratete eine Witwe.

Als sie am Abend miteinander im Bett lagen, seufzte die Frau:
"Mein Erster Mann war ein so guter Mensch..."
Der Mulla ärgerte sich darüber und parierte:
"Oh meine verstorbene Frau... sie war so lieblich, so süß und so gehorsam!"

Als die Frau jedoch nicht aufhörte, von ihrem ersten Mann zu schwärmen, stieß der Mulla sie schließlich aus dem Bett, wobei sie sich den Fuß brach.

Sie zerrte den Mulla vor den Richter und erhob Anklage gegen ihn.
Der Richter fragte den Mulla was er dazu zu sagen habe.

Er antwortete: "Eure Richterliche Hoheit!
Wir besitzen ein Bett für zwei Personen.
An diesem Abend kamen der erste Mann meiner Frau und meine erste Frau dazu, und so wurde meine Frau von der Bettkante gedrängt und fiel zu Boden.
Dabei brach sie sich den Fuß."

Der Richter verstand, legte den Fall nieder und schickte die beiden nach Hause."

Die Wahrheit liegt so nah

Jeden Tag ging Mullah Nasrudin mit seinem Esel über die Grenze,
die Lastkörbe hoch mit Stroh beladen.

Da er zugab, ein Schmuggler zu sein, durchsuchten ihn die Grenzwachen immer wieder.
Sie machten Leibesvisitationen, siebten das Stroh durch,
tauchten es in Wasser und verbrannten es sogar von Zeit zu Zeit.

Nasrudin wurde unterdes sichtlich wohlhabender.
Schließlich setzte er sich zur Ruhe und zog in ein anderes Land.

Dort traf ihn Jahre später einer der Zollbeamten.
"Jetzt könnt Ihr es mir ja verraten, Nasrudin", sagte er.
"Was habt Ihr damals nur geschmuggelt, als wir Euch nie etwas nachweisen konnten?"
"Esel", sagte Nasrudin.

»Vermutungen« - Mullah erklärt das Schicksal

"Was ist das Schicksal, Mullah Nasrudin?"
"Wie soll ich diese Antwort verstehen?"
"Du vermutest, alles wird gut laufen -
und das tut es nicht.
Das nennst du dann Pech.
Du stellst dir vor, alles wird schiefgehen -
und das tut es nicht.
Das nennst du dann Glück.
Du vermutest, dies wird geschehen, jenes wird geschehen.
Dir mangelt es so sehr an intuitiver Erkenntnis,
daß du nicht weißt, was geschehen wird.
Du vermutest nur.
Die Zukunft ist dir unbekannt.
Wenn es dich irgendwann einmal erwischt -
das nennst du dann Schicksal."

Mullah hat Verlustangst

Nach einer langen Reise fand Nasrudin sich mitten im mahlenden Menschengedränge von Bagdad.
Es war die grösste Stadt, die er je gesehen hatte, und die durch die Strassen strömende Menschenmenge verwirrte ihn.

"Ich möchte wissen, wie es die Leute machen, um sich hier nicht selbst zu verlieren und überhaupt noch zu wissen wer sie sind",
so grübelte er.
Dann dachte er: "Ich muss mich gut an mich erinnern,
sonst gehe ich mir womöglich verloren."

Er eilte in eine Karawanserei. Ein Spassvogel sass auf einem Bette neben dem, das man Nasrudin zugewiesen hatte.
Nasrudin wollte ein Schläfchen halten, aber er hatte eine Schwierigkeit: Wie sollte er sich wieder finden, wenn er aufwachte? Er vertraute sich seinem Nachbarn an.
"Ganz einfach", sagte der Spassvogel, "hier ist ein aufgeblasener Ballon. Binde ihn an deinem Bein fest und lege dich schlafen. Wenn du aufwachst, schaue dich nach dem Mann mit dem Ballon um, und der bist du."

"Grossartige Idee!" sagte Nasrudin.
Ein paar Stunden später wachte Nasrudin auf. Er schaute sich nach dem Ballon um und entdeckte ihn am Bein des Spassvogels.
"Da bin ich ja!" dachte er. Dann aber trommelte er den anderen Mann in wahnsinniger Angst aus dem Schlaf.
Der Mann erwachte und fragte, was los sei.

"Es ist geschehen, was ich befürchtete." Nasrudin zeigte auf den Ballon: "Wegen des Ballons kann ich sagen, dass du ich bist.
Aber - wenn du ich bist - wer, um Gottes willen, bin denn ich?"

Unrecht oder eine verkleidete Segnung

Ein Mönch tritt in ein Teehaus ein und verkündet:
"Mein Meister hat mich gelehrt zu verbreiten, dass die Menschheit so lange nicht das Stadium der Vollkommenheit erreichen wird, bis derjenige, dem kein Unrecht geschah, über ein Unrecht genauso empört ist, wie derjenige, dem Unrecht geschah."
Für einen Augenblick ist die ganze Versammlung beeindruckt.

Dann spricht Nasrudin: "Mein Lehrer lehrte mich,
dass überhaupt niemand über irgend etwas empört sein sollte, ehe er nicht sicher ist, dass das vermeintliche Übel auch tatsächlich ein Übel ist - und nicht eine verkleidete Segnung!"

Nasrudin verkauft einen Teppich

Mulla Nasrudin plagte der Hunger,
doch es war ihm das Geld ausgegangen.
Da ging er auf seinen Speicher und schaute, ob sich dort nicht etwas finden ließe, das man zu Geld machen könnte.

Er fand einen alten Teppich, klopfte ihn aus, fand ihn ganz ansehnlich und brauchbar, trug ihn zu Markte und bot ihn für 100 Dinar feil.

Als sein Nachbar Wali vorbeikam und fragte:
"Mulla, seid Ihr von Sinnen? Dieses kostbare Stück, dieses einmalige Exempel unserer Webkunst, diesen Höhepunkt unserer Kultur für einen solchen Spottpreis zu verschleudern?",
fragte Nasrudin zurück: "Wieso? Gibt es eine Zahl größer als 100?"

Nasrudin und die Schwangerschaft

Der Mullah bedankte sich bei der Nachbarin dafür, daß sie ihm
einen Kochtopf geliehen hatte.
An einem anderen Tag sagte die Nachbarin: "Mullah, du hast
einen kleinen Topf in meinem Topf vergessen."

Mit einem ernsten Ton sprach der Mullah:
"Der Topf war schwanger und hat bei mir ein Baby bekommen."

Als sich der Mullah wieder einmal einen Topf bei der Nachbarin leihen wollte, gab sie ihm den größten, den sie im Hause hatte.
Mehrere Tage vergingen und der Mullah brachte den Topf nicht zurück.
Schließlich fragte die Nachbarin: "Wo ist mein Topf?"

Der Mullah sprach ihr sein Beileid aus:
"Er ist leider bei der Geburt gestorben."
So ein Unsinn, erwiderte die Nachbarin, "Wie kann ein Topf
denn sterben?"
"Töpfe, die Junge bekommen, können auch sterben",
antwortete der Mullah.

Narrberts Welt ----- oder ----- Die Rückkehr des Narren

Episoden aus dem Leben des Narrbert van Kaspern

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