Die vergangene Woche war in der deutschen Polit-Talkshow-Landschaft geprägt von den Diskussion um die so genannte "Liechtenstein-Affäre". Egal, ob man "Anne Will", "Hart aber fair" oder auch "Maybritt Illner" eingeschaltet hat, überall war dieses Thema ganz oben auf der Agenda. Den Anfang machte am vergangenen Sonntag die Runde rund um Anne Will. Abgesehen davon, dass die Moderatorin als eine der fähigsten Größen in ihrer Branche gilt, ließ schon die Auswahl der Talkgäste und das Thema der Runde ("Die da oben: Wenn Reiche, zu gierig werden") keine tiefgründige Diskussionsgrundlage zu.
Dirk Niebel (FDP), der Altlinke der SPD Ottmar Schreiner, Unionsfraktionschef Volker Kauder, Ex-EnBW-Chef Utz Claasen und der Journalist Hans Leyendecker saßen neben Anne Will. Der Tenor der Runde war schnell klar: Die Schuld haben gemäß dem Titel: Die da oben. Und so lief die Diskussion schnell in Richtung von Floskeln, in denen die Schuld weg von den etablierten Parteien und Funktionsträgern auf raffgierige Manager, welche den Hals nicht vollbekommen können. Einen Eindruck über die
Argumente lässt schon erkennen, dass das Endresultat dann (leider) auch in allgemeine Forderungen nach mehr Gerechtigkeit und mehr Transparenz im Steuersystem endete, wirkliche Ergebnisse kamen nicht rum.
"Wenn Politik auf Wirklichkeit trifft" so der Untertitel von "hart aber fair". Das Thema am vergangenen Mittwoch: "Die Elite verrät das Volk - Ruiniert die Gier unsere Gesellschaft?" Gäste der Sendung: Hubertus Heil (SPD), Guido Westerwelle (FDP), Ulrich Wickert, Hans Rudolf Wöhrl und Kai-Uwe Lindloff. Auch hier ging die Diskussion am eigentlichen Gegenstand gesitteter Streitkultur vorbei. Denn anstelle sich einmal über die Menschen zu unterhalten, die diese Straftaten begehen, endete auch die Runde bei Plasberg in einem Geplänkel zwischen Herrn Heil und Herrn Westerwelle über die Steuergerechtigkeit. Die
"parteipolitischen Lautsprecher" ereiferten sich in Polemik und Floskeln.
Bei Maybritt Illner war die Sendung zweigeteilt. In der ersten halben Stunde sah sich die Gastgeberin dem Bundesfinanzminister gegenüber, der in seiner knochigen, routinierten Art manchmal etwas gelangweilt drein schaute.
Hoch anzurechnen ist den beiden allerdings, dass die Diskussion sich überwiegend an den Fakten orientierte und stringend nachzuverfolgen war. Nun gut, was sich die Moderatorin mit dem Vergleich von Osama bin Laden und Herrn Zumwinkel gedacht hat, bleibt ihre Sache. Der schlug etwas aus dem Rahmen.
Alles in allem bleibt festzuhalten, dass die Diskussion um die Steuerhinterziehung zu sehr an der Oberfläche blieb.
Aufgrund der Bestzung scheint diese Runde allerdings zugunsten von Frau Illner ausgegangen zu sein. Die Frage ist nur, wie die (mediale) Diskussion weitergeht.